Notizen von der Querfront (November ´24)

Kubicki für Sahra

Es war in der Düsseldorfer Altstadt bei „Breuer`s“ am Vorabend des Parteitags im Mai 2001, auf dem die Liberalen Guido Westerwelle zu ihrem neuen Vorsitzenden küren wollten. Draußen vor dem Lokal standen die Journalisten bei Bier und Bouletten, als ein Taxi vorfuhr und ein völlig aufgeregter Mann, wie von der Tarantel gestochen, in hastigen Trippelschrittchen aus dem Lokal an die Tür des Taxis stürzte, um vor dem aussteigenden Fahrgast mit den Worten – „Mein Führer“ – auf die Knie zu fallen. Wolfgang Kubicki wollte mit dieser nur wenig amüsanten Einlage das Erscheinen seines Spezis Jürgen Möllemann zelebrieren.

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Sachbücher des Monats November 2024

Literarische Welt / WDR 5 / Neue Zürcher Zeitung / ORF-Radio Österreich 1

1. Andreas Reckwitz
Verlust. Ein Grundproblem der Moderne, Suhrkamp Verlag, 464 Seiten, €32,00

2. Eva Illouz
Explosive Moderne. Übersetzt von Michael Adrian, Suhrkamp Verlag, 447 Seiten, € 32,00

3. Jens Bisky
Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 2934, Verlag Rowohlt Berlin, 640 Seiten, €34,00Sachbuchliste_November 2024

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Notizen von der Querfront (Oktober ´24)

Schröder für Trump

Noch immer schafft es Putins Schröder, als Experte zu hochdotierten Gesprächen eingeladen zu werden. Im „Focus“ prahlte er unlängst zum wiederholten Male, dass der Konflikt in der Ukraine „prinzipiell lösbar“ sei. Danach sollten die Ukrainer wohl endlich ihren halsstarrigen Widerstand aufgeben und nach den Irrwegen in die US-gesteuerten Anfänge von Demokratie und Rechtsstaat in die wohlverdiente Obhut seines Freundes im Kreml zurückkehren, der als großer Historiker schon immer wusste, unter welche Knute die Ukraine historisch gehörte und was gut für das vom dekadenten Westen verführte Nachbarvolk ist.

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Notizen von der Querfront (August ´24)

Vasallenkanzler

Wagenknecht beschimpft Olaf Scholz wegen dessen Zusage, hierzulande US-Raketen zu stationieren, als einen „Vasallenkanzler“. Diese üble Stigmatisierung erinnert an den toxischen Weimarer Topos von den „Erfüllungspolitikern“ (, die den Versailler Vertrag unterzeichneten,) aus der rechtsextremen Ecke, der eine Serie von Fememorden zur Folge haben sollte.

Und auf der Gegenseite erlangte in den frühen 30er Jahren die Hitler- Collage John-Heartfields Berühmtheit, auf der dem Führer während seines Grußes Geldscheine von finanzkapitalistischen Hintermännern auf die Hand gelegt werden.

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Schönste Spiele aller Zeiten?

Kritischer Nachhall von Olympia 2024
 
Blog KAS – Die Politische Meinung, August ’24 

 

„Das Beste der Olympischen Spiele ist ihre Kraft, Menschen zu bewegen. Paris hat bewegt.“, bilanzierte Anno Hecker in der „Frankfurter Allgemeinen“ vom 12. August 2024

In der überschäumenden Begeisterung hat aber kaum jemand wahrgenommen, dass sich an jenen glücklichen Tagen in Paris auch eine eher skurrile Zeremonie ereignete. Im Champions Park am Fuße des Eiffelturms wurden Athletinnen und Athleten mit Medaillen ausgezeichnet, die sie nicht an der Seine, sondern bei den Winterspielen in Peking 2022 errungen hatten. Grund für die verspätete Verleihung war der Dopingskandal um die russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa, die noch während der Spiele in China wegen eines positiven Befundes gesperrt worden war – nachdem sie ihrem Team zur Goldmedaille verholfen hatte.

Notizen von der Querfront ( Juli ´24 )

Wagenknechts Ukrophobie

Erst plapperte sie Putins und Lawrows infame Unterstellung nach, im Donbass seien dort lebende Russen einem „Genozid“ ausgesetzt. Danach stellte sie die demokratischen Anfänge in der Ukraine in Frage – nicht der Kampf um Freiheit und Demokratie stünde dort auf dem Spiel, sondern nur das Duell „zweier korrupter Oligarchenkapitalismen“ – gemäß der alten Stamokap-Theorie aus den 1970er Jahren, wonach die demokratische Qualität eines Staates nicht nach liberalen Kriterien wie Rechtsstaat oder Gewaltenteilung, Parlamentarismus oder freie und geheime Wahlen bemessen wird, sondern am Monopolisierungsgrad einer kapitalistisch organisierten Wirtschaft.

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Erinnerungen an Jürgen Busche (1944-2024)

„Der Glaube schützt uns“

Er konnte sich diebisch darüber freuen, wenn Kohl auf Parteitagen wieder mal einen Abweichler in den eigenen Reihen von den Delegierten deckeln ließ – Späth, Geissler,
Rühe u.a. Und es gefiel ihm, dass das Pfälzer Schwergewicht von linksintellektueller Selbstgerechtigkeit oder Häme meist nicht zu beeindrucken war.

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Kulturgespräch im Deutschlandfunk mit u.a. Jürgen Busche vom 11.01.2008:

 

Ganz Paris träumt von Olympia

Aber Putin träumt von Gegenspielen
 
Essay in: Die Politische Meinung 2024/III

Manche seiner scharfen Kritiker platzten vor Schadenfreude, als der bis vor Kurzem Wladimir Putin so zugeneigte Chef des Internationalen Olympischen Komitees (International Olympic Committee, IOC) Thomas Bach, kübelweise mit propagandistischem Kreml-Unrat überschüttet wurde. So hat die für ihre geschmacklosen Polemiken berüchtigte Pressesprecherin desrussischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, den Ausschluss sogenannter „individueller, neutraler Athleten aus Russland“ von der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris am 26. Juli 2024 mit der Hasstirade kommentiert: „Das IOC ist zu einem Ort geworden, an dem Neonazismus und Rassismus gedeihen.“ IOC-Sprecher Mark Adams verwies zudem auf haarsträubende Kommentare in den sozialen Medien, die Bachs deutsche Staatsangehörigkeit und den Holocaust mit dem Ausschluss der russischen Sportler in einen Begründungszusammenhang gebracht hätten.

Notizen von der Querfront ( Juni ´24 )

Krieg oder Frieden?

Franz Müntefering schimpft wie ein Rohrspatz: Die Wagenknecht habe „nicht alle Tassen im Schrank“, weil sie im Europawahlkampf die Scheinalternative „Krieg oder Frieden“ plakatieren lässt. Gemach, der vitale SPD-Pensionär sei daran erinnert, dass seine Partei einst in einem NRW-Landtagswahlkampf 1980 mit derselben Parole die Gemüter erhitzte. Damals ging es um die NATO-Nachrüstung, den Überfall des senilen Breschnew auf Afghanistan und den darauffolgenden Olympia-Boykott des um seine Wiederwahl besorgten US-Präsidenten Jimmy Carter.

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Notizen von der Querfront ( Mai ´24 )

Kaliber-Experten

Der Bundespräsident bleibt ein Gefangener seiner Vergangenheit, wenn er über „Kaliber-Experten“ spottet, also offenbar über die Befürworter von zusätzlichen Waffenlieferungen an die um Hilfe flehende Ukraine. Persönlich gemeint sein könnten damit – die streitbare Liberale Strack-Zimmermann, die postpazifistisch klug gewordenen Grünen insgesamt oder der aus dem Vorstand der SPD geschasste Michael Roth, seines Zeichens Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag.

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Die Linke nach der Spaltung – zwei Momentaufnahmen

Essay aus: Die Politische Meinung – Blog vom 07.02.2024

Die Liebknecht-Luxemburg-Demonstration 2024. Traditionelles Begängnis der Linken –
der parteipolitisch gebundenen und der Gefühlslinken. Große Frage: Wird sie kommen?
Sie kam nicht. Stattdessen dreizehn Tage später: der Gründungsparteitag. Einer Partei ihres
Namens. Von den Schatten einer einst vereinten Ideologie und dem Aufbruch in eine ungewisse
Zukunft.

Karl & Rosa, und jetzt Sahra

Das große Gedenken nach der Spaltung der Linken

Essay aus: Die Politische Meinung – Blog vom 08.01.2024

Auch das Medienjahr 2024 beginnt scheinbar unausweichlich mit Bildern vom
Demonstrationszug auf den Sozialistenfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde, jenem
„Marsch der Scheinheiligen und Selbstgerechten“, wie er gern spöttisch, nicht
nur von Anti-Kommunisten, genannt wird. Diesmal darf man gespannt sein,
ob es angesichts der Spaltung der Linken noch zu einer Wiederholung des
sattsam bekannten Einheitsrituals vor den Gräbern der Ikonen kommen wird.

SPD-Oldies wollen Putins Schröder rehabilitieren

Leserbrief an die F.A.Z.

(zu: Reinhard Bingener: Das Erbe einer Generation, in: F.A.Z. vom 28.10.23)

Mit der Ehrung Schröders zum 60. Jahrestag seiner Parteimitgliedschaft drängt sich der Verdacht auf, dass hier ein parteiinterner Strategiewechsel bei der längst fälligen Aufarbeitung der folgenreich missglückten Russland-Politik eingeläutet werden soll.

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